Aktuelles
Die Glocken der St. Nikolai Kirche Bad Wilsnack
Ein Beitrag von Frank Weber.
Nachweislich seit dem 6. Jahrhundert rufen Glocken Christen zum Gottesdienst und zum Gebet. Sie gelten als Symbol für die Verkündung der christlichen Botschaft. Feierliches Läuten vor Gottesdiensten, Läuten zu bestimmten Zeiten, um zu erinnern. Zu freudigen und traurigen Anlässen, zu Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Dabei gleicht keine Glocke der anderen.
In unserer Nikolaikirche befinden sich fünf Glocken.
Die drei für das Läuten zuständigen Glocken befinden sich im Dachstuhl unterhalb des Turmes. Es handelt sich um eine große und zwei kleinere Glocken.
Die beiden kleineren, wurden 1959 in Apolda gegossen. Die eine mit einem Gewicht von 1.300 kg und einem Durchmesser von 1,46 m trägt die Inschrift „Christus ist unser Friede“. Die andere mit 920 kg und einem Durchmesser von 1,28 m trägt die Inschrift „Freut euch in dem Herrn allewege“.
Die dritte und größte Glocke mit 2.300 kg und 1,77 m Durchmesser, ist ebenfalls aus Stahl, und wurde 1922 in Bockenem in Niedersachsen gegossen.
Die vierte Glocke, die sich ebenfalls im Dachstuhl unterhalb des Turms befindet, ist die so genannte „Pilgergrußglocke“. Die mit einem Durchmesser von 67 cm eher kleine Bronzeglocke wurde um ca. 1500 gegossen. Sie trägt die Inschrift „veni cum Pace“ (komm mit Frieden).
Die fünfte ist die Stundenglocke in der „Laterne“ des Turmes die zur halben und vollen Stunde schlägt. Eine Bronzeglocke Durchmesser 81 cm von 1613 . Die lateinische Inschrift lautet übersetzt „Es wird die Stunde kommen, in welcher alle die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden“.
Diese Glocke an höchster Stelle der Kirche läutet nicht wie die anderen, sondern wird zur halben und vollen Stunde mit einem Hammer angeschlagen.
Interview: Kirche beim CSD in Wittenberge
Die queere Community geht zum CSD in Wittenberge (Prignitz) auf die Straße. Zwei Pfarrerinnen laden mit ein.
Ein Beitrag von Sibylle Sterzik in der evangelische-zeitung.de vom 14.06.2023.
Anders als in großen Städten werden queere Menschen auf dem Land nicht so oft wahrgenommen. Doch sie sind in Brandenburg zunehmend Angriffen ausgesetzt. Um das zu ändern, hatte eine Gruppe junger Prignitzer im vorigen Jahr in Wittenberge den ersten CSD organisiert. In diesem Jahr findet er am 17. Juni statt. Mit einem Stand ist auch die Evangelische Kirche vertreten. Im Interview mit Sibylle Sterzik erzählen die Pfarrerinnen Mareike Sabl und Anna Trapp, was genau geplant ist – und schildern eigene Erfahrungen.
Warum organisieren queere Menschen in der Prignitz zum zweiten Mail einen CSD?
Anna Trapp: Auch 2023 beim 2. CSD der Prignitz geht es um die Sichtbarkeit von queeren Menschen im ländlichen Raum. Teilhabe, Mitbestimmung, Lebensglück und persönliche Freiheit sind immer noch keine Selbstverständlichkeit. Darum ist der CSD ein wichtiges Sprachrohr in die Gesellschaft.
Mareike Sabl: Der CSD Prignitz ist auf Initiative des Jugendforums Prignitz entstanden. Der Zusammenschluss aus ehrenamtlich engagierten Jugendlichen veranstaltet den CSD auch.
Was ist genau geplant?
Trapp: Wir werden als Kirche mit den Menschen ins Gespräch gehen und zeigen: Wir stehen an eurer Seite und wir sind selbst Teil. Wir werden über die Möglichkeit von Trauungen informieren und einfach auch mitfeiern.
Sabl: Das Model Micaela Schäfer wird als DJane auf dem Demonstrationstruck dabei sein. Danach folgt ein Bühnen-programm, bei dem unter anderem Julian FM Stöckel auftreten wird. Dazu gibt es Gespräche mit lokalen Politiker*innen und Aktivist*innen.
Sind queere Menschen in ihrer Region Angriffen ausgesetzt?
Trapp: Leider ja. Mir ist zum Beispiel ein Fall bekannt, wo ein Männerpaar in seinem Zuhause überfallen und einer der beiden lebensgefährlich verletzt wurde. Das Paar ist dann aus der Prignitz weggezogen.
Sabl: Ich kann leider auch alltägliche Ausgrenzung beobachten. Dazu kommen oft abwertende Sprache und das Lächerlichmachen queerer Menschen.
Gibt es auch gute Erfahrungen?
Trapp: Natürlich. Als meine Frau und ich im Januar Eltern geworden sind, haben sich viele Menschen mit uns gefreut und waren gleichzeitig erstaunt und ärgerlich darüber, dass unser Sohn abstammungsrechtlich diskriminiert wird, weil meine Frau ihn erst noch adoptieren muss. Ein O-Ton „Aber Sie sind doch verheiratet, es ist doch Ihr gemeinsames Kind!“
Sabl: Ja. Ich höre durch alle Generationen hindurch: „Was kann an aufrichtiger Liebe falsch sein?“ Darin steckt für mich sehr viel Empathie.
Warum unterstützt die Kirche die Demo und das Anliegen?
Trapp: „Liebe tut der Seele gut“ ist ja das Motto der EKBO. Das zeigt, dass wir als Kirche an der Seite der queeren Community stehen, es geht um die Grundrechte aller Menschen, und daher gehört unsere Kirche selbstverständlich auf den CSD. Das Motto des CSD „Wir. Mehr als Queer“ drückt ja aus, dass Menschen nicht nur eindimensional auf Ihre Sexualität festgelegt werden sollen. Unser Menschenbild ist von der Ebenbildlichkeit Gottes geprägt also auch vielseitig!
Was wünschen Sie sich, damit queere Menschen gut leben können?
Trapp: Empathie. Freude an der Vielfalt. Mut gegen Hetze aufzustehen.
Sabl: Es klingt banal: Wir brauchen Gespräch und Miteinander. Eben: Wir. Mehr als Queer. Menschen mit guten und schlechten Tagen.
17. Juni, 12 Uhr, Demo durch Wittenberge, danach Bühnenprogramm, Paul-Lincke-Platz, mit Stand der Kirchengemeinde, 15 Uhr Kundgebung, 21 Uhr Aftershow-Party, Stadtsalon Safari-Garten, Bismarckplatz 6.
Das „Blutwunder“ von Wilsnack sorgte für lukrativen Boom – und viel Streit
Ein Beitrag von Martin Klemrath auf welt.de.
Ein enormer Hype, der Faszination und Hoffnung hervorruft, aber auch Ängste, Gier und Neid. Woraufhin Experten (und solche, die sich dafür halten) kontrovers darüber streiten – bis schließlich der Hype fast so schnell wieder abebbt, wie er entstanden ist. Was nach einer typischen Modeerscheinung der überdrehten Gegenwart klingt, hat sich im Mittelalter abgespielt – in einem kleinen Ort im Nordwesten Brandenburgs.
Alles begann im Jahr 1383, als Johannes Calbutz, der Pastor von Wilsnack, behauptete, in den Ruinen seiner Kirche, die in einer Fehde in Brand gesetzt worden war, drei rötlich gefärbte Hostien entdeckt zu haben. Das sprach sich in Windeseile herum und elektrisierte Gläubige, die darin ein „Blutwunder“, die Manifestation des Blutes Christi sahen – und schon setzte der Hype ein.
Sollte der Pfarrer die Hostien wirklich gefunden und nicht einfach eigenhändig mit Blut beschmiert in die Trümmer der Kirche gelegt haben, gäbe es für die rötliche Färbung eine naturwissenschaftliche Erklärung: das Bacterium Prodigiosum (Serratia marcescens), den sogenannten Hostienpilz. Dessen Existenz war im Mittelalter freilich unbekannt, sodass damals die übliche Erklärung für so einen Vorgang eben schnell lautete: ein Wunder!
Bald wurde die Sache zu einem Massenphänomen, und der kleine Ort in der Prignitz, damals eine Gegend, in der die Kirchen arm und viele Geistliche wie Gläubige ungebildet waren, wurde zur Wallfahrtsstätte. Ein Beleg für die große Popularität des „Wilsnack-Laufens“ und das viele Geld, das damit in den Ort gespült wurde, war der rasche Beginn eines Neubaus der Kirche seit 1384, die um einiges größer als der ursprüngliche Bau ausfiel.

Nun kamen Jahr für Jahr Tausende nach Wilsnack, oft von weit her. Die ganze Stadt lebte von den Pilgerströmen, die zum imposanten Neubau der Wunderblutkirche zogen. Etliche Lokale, Händler und Herbergen standen für zahlungskräftige Kunden aus ganz Europa bereit. Die Stadt blühte auf.
Aber ebenso schnell, wie der Hype entstanden war, hatte Kritik daran eingesetzt: 1405 schrieb der einflussreiche Theologe Jan Hus in Prag eine Schrift gegen das angebliche „Blutwunder“; zwei Jahre zuvor hatte der dortige Erzbischof bereits eine Theologenkommission eingesetzt, die den Vorgang prüfen sollte. Das kam nicht von ungefähr: Vor allem in Böhmen war Wilsnack als Wallfahrtsziel populär – viel Geld floss von dort nach Brandenburg.
Auch rief der Wilsnack-Boom umliegende Gemeinden auf den Plan, die den Zuspruch in ihren eigenen Opferstöcken spürten. Angebliche „Blutwunder“ gab es schließlich an diversen Orten, und entsprechend eine harte Konkurrenz.
Papst Urban VI. unterstützte den Neubau in Wilsnack dennoch mit einem Bauablass. In der entsprechenden Bulle ist von einem „Blutwunder“ noch nicht die Rede. Der Erzbischof von Magdeburg sowie die Bischöfe von Lebus, Brandenburg und Havelberg verliehen einen 40-tägigen Ablass an alle, die nach Wilsnack pilgerten.
In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde der Kirchen- und Reichsreformer Heinrich Tocke der energischste Gegner der Wallfahrt. Er hatte in Erfurt studiert, dort Theologie gelehrt, und wurde 1426 Domherr in Madgeburg. Jahrelang nahm er am Basler Konzil teil und stellte dort Entwürfe zu Kirchen- und Reichsreformen vor. Der Historiker Hartmut Bookmann (1934 bis 1998) beschrieb ihn als einen Mann, „dem es wirklich auf Reform ankam, und nicht bloß um eine Veränderung von Machtverhältnissen“.
Die immer neuen Wunderstätten waren Tocke ein Dorn im Auge, er witterte Aberglauben und Betrug. 1444 inspizierte er die Wilsnacker Kirche und war alles andere als überzeugt.
„Symptom eines größeren, grundsätzlicheren Konflikts“
Der Streit um das Wilsnacker „Blutwunder“ bekam so Mitte des 15. Jahrhunderts größere Dimensionen, als die Sache bereits mehrere Jahrzehnte existierte. Er geriet nun in die Gemengelage von Debatten um die Fortführung von Kirchenreformen, die nach der Auflösung des Basler Konzils (1431 bis 1449) und nach der Restauration des Papsttums durch Nikolaus V. begonnen hatte. Der Berliner Historiker Bookmann bewertete den Streit über Wilsnack entsprechend als Symptom eines größeren, grundsätzlicheren Konflikts „um Strukturen der Kirche überhaupt, ein Testfall“ in der Zeit vor der Reformation, die dann 1517 mit Martin Luthers Kritik am Ablasshandel ihren Ausgang nahm.
Zu den Gegnern Tockes und den glühenden Verteidigern von Wilsnack gehörte der Bettelmönch Matthias Döring, ein Franziskaner. Die Theologen dieses Ordens bejahten die Möglichkeit eines „Blutwunders“, während die Dominikaner (der andere große Bettelorden) diese verneinten.
Ordenszugehörigkeit war also ein weiterer Faktor des Streits, der viele Facetten und Fraktionen hatte. Ebenso waren verschiedene Landesherren involviert. Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg, zu dem Döring ein vertrautes Verhältnis hatte, war einer der Hauptnutznießer der Wilsnacker Einnahmen.

Tocke gelang es 1451 mit einer mehrstündigen Rede auf dem Magdeburger Provinzialkonzil, den Humanisten, Legaten und Kardinal Nikolaus von Cues von seiner Sicht zu überzeugen. Tocke behauptete auch, Pfarrer Calbutz habe nach seinem Hostienfund in Wilsnack im Jahr 1411 in Magdeburg den dortigen Franziskanern, denen sehr teure Kirchenbaukosten bevorstanden, verdächtigerweise angeboten, ihnen eine noch bessere Wallfahrt zu verschaffen, als es ihm in Wilsnack schon gelungen war.
Ein paar Tage später verbot der Kardinal die Verehrung von Bluthostien. Der Kurfürst von Brandenburg und der Bischof von Havelberg ignorierten das Dekret des Kardinals aber; es folgten wechselseitige Exkommunikationen. Schließlich musste der Papst höchstpersönlich entscheiden, wozu Kurfürst Friedrich II. anlässlich seiner eigenen Pilgerfahrt nach Jerusalem in Rom Station machte. Mit Erfolg: Nikolaus V. kassierte das Urteil. Und so blieb Wilsnack neben Aachen noch einige Zeit das damals bedeutendste deutsche Wallfahrtsziel.

Doch im 16. Jahrhundert nahm die Zahl der Wallfahrer im Zuge der Reformation ab. Am Ende verbrannte 1552 der erste lutherische Wilsnacker Pastor Joachim Ellefeld die bereits reichlich zerfallenen Hostien vor Zeugen – und handelte sich damit eine Landesverweisung ein.
Der Grund für Wallfahrten nach Wilsnack war damit schlagartig entfallen, und der Ort geriet bald weitgehend in Vergessenheit. Heute ist er vor allem wegen der dortigen Salztherme bekannt, heißt seit 1929 auch Bad Wilsnack. Doch Kurgäste besuchen immer noch die evangelische Wunderblutkirche St. Nikolai, wo der hölzerne Wunderblutschrein zu sehen ist, in dem einst die rötlichen Hostien lagen.
Nach Aachen wird derweil weiter gepilgert. So ist die Stadt im Juni 2023 wieder zehn Tage lang Schauplatz einer religiösen Wallfahrt, die auf das Jahr 1349 zurückgeht und alle sieben Jahre stattfindet. Vom 9. bis zum 19. Juni würden rund 100.000 Teilnehmer erwartet, sagte der Wallfahrtsleiter, Dompropst Rolf-Peter Cremer. Das Treffen der katholischen Gläubigen hätte ursprünglich schon 2021 stattfinden sollen, wurde aber wegen Corona verschoben.
Im Zentrum der Wallfahrt stehen Stoff-Reliquien, die seit der Zeit von Karl dem Großen (748-814) im Aachener Dom aufbewahrt werden. Sie werden nur alle sieben Jahre gezeigt. Die Reliquien werden als Windeln von Jesus, Kleid Mariens, Enthauptungstuch Johannes des Täufers und Lendentuch Christi verehrt. Untersuchungen ergaben, dass die Stoffe in den Jahren zwischen 300 und 500 entstanden sind.
Filmreifes Spiel zwischen Licht und Schatten
Neue Glasfenster der Künstlerin Leiko Ikemura in der Wunderblutkirche übergeben
Ein Beitrag von Ronald Ufer im Prignitzer von 30.05.2023.
Mit sieben Glasfenstern der schweizerisch-japanischen Künstlerin Leiko Ikemura haben die Wunderblutkirche und die Prignitz einen neuen Anziehungspunkt erhalten. Es sind die ersten Glasarbeiten der renommierten Malerin, die weltweit ausstellt.
„Die Arbeiten schaffen eine Verbindung vom Mittelalter in die Gegenwart“, erläutert Christian Richter, der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates der Wunderblutkirche. „Wir hinterlassen für unsere Generation einen Fußabdruck in der langen Geschichte der Kirche.“ Gestern Nachmittag wurden die Fenster offiziell übergeben.
Die Fenster nehmen in der Wunderblutkapelle und der Sakristei den Charakter der jahrhundertealten Räume auf und fügen neue Stimmungen hinzu. „Ich habe eine Stunde in der Wunderblutkapelle gesessen und den Wechsel des Lichtes, das Spiel von Helligkeit und Schatten in den Fenstern verfolgt. Diese Veränderungen der Bilder waren wie ein Film“, schwärmt Richter.
Leiko Ikemura ließ sich bei den Fenstern von der Geschichte der Wunderblutkirche inspirieren. Der Brand, die von den Flammen unberührten Hostien, die Rolle als Pilgerkirche, Bruch durch die Reformation. Aber die Glasbilder öffnen auch den Blick in Gegenwart und Zukunft, sollen Betrachter zum Nachdenken anregen, was die Kirche und deren Historie heute sind und sein können, was Besucher an Eindrücken und Anregungen aus Bad Wilsnack mitnehmen.
Mit ihren sehr farbigen Arbeiten, die an die Traditionen der Kirche als Knotenpunkt in Nordeuropa anknüpfen und mit Kunstformen anderer Weltregionen wie Kalligraphie und kosmischen Darstellungen verbinden, hat sich Leiko Ikemura einstimmig gegen rund 20 weitere Künstler durchgesetzt.
Bis die Fenster ihren Weg in die Sakristei und die Wunderblutkapelle gefunden hatten, mussten Förderverein und Kirchengemeinde einen spannenden Weg gehen. „Vor sechs Jahren hat mich die Dombaumeisterin Regine Hartkopf während der Bauarbeiten abends in die Wunderblutkapelle eingeladen, hat zwei Kerzen entzündet vor kleinen bunten Glasscheiben. Die Wirkung war überwältigend. So wurde die Idee für die Glasfenster geboren“, erinnert sich Richter.
Finanzierung durch weites Netzwerk gesichert
Dank der gewachsenen Netzwerke wurden Partner gefunden. Denn von Anfang an war klar, dass die Finanzierung ein Schlüsselelement für die Umsetzung der Idee werden würde. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Prignitz, André Wormstädt, wurde schnell gewonnen. Er stellte auch den Kontakt zur Ostdeutschen Sparkassenstiftung her, die ebenfalls Mittel bereitstellte. Auch weitere Unterstützer wurden gefunden. Glaskunstexperte Ivo Rauch aus Koblenz unterstütze mit seinen Erfahrungen das Projekt.
Kirchengemeinde und Förderverein, Amt Bad Wilsnack/Weisen, der Landkreis, das Landesamt für Denkmalpflege und die Untere Denkmalbehörde, Sparkasse Prignitz, die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Landeskirche waren in der Jury vertreten für eine große Breite an Meinungen und Mitwirkungen.
„Leiko Ikemura kam dann zu uns, hat die Baulichkeiten, die Atmosphäre und das Lichtspiel in der Wunderblutkirche in sich aufgenommen“, erzählt Richter. Doch die Umsetzung, für die die traditionsreiche Firma Derix aus Taunusstein gewonnen wurde, verzögerte sich durch Corona und eine schwere Krankheit der Künstlerin um ein Jahr.
Eigentlich sollten die sieben Fenster bereits vor einem Jahr übergeben werden „Sie sind ein Abschluss der Außensanierung, bis zur Innensanierung wird es noch dauern“, so Richter. Er sieht die Glasarbeiten, die wohl bedeutendsten Werke zeitgenössischer Kunst in der Prignitz, als Baustein für die Tourismusentwicklung in der Region. Er hofft natürlich auch, dass sie mehr Besucher und Pilger in die Wunderblutkirche locken.


Glaskunst in unserer Kirche – Pfingstmontag, 29. Mai um 15:00 Uhr
Am 29. Mai – Pfingstmontag um 15:00 Uhr werden die völlig neu gestalteten Fenster in Wunderblutkapelle und Sakristei der Öffentlichkeit übergeben. Landesbischof Christian Stäblein wird mit einer Laudation die Künstlerin Leiko Ikemura und Ihr Werk vorstellen, die Künstlerin wird vor Ort sein, um Ihre Gedanken zum Schaffensprozess mit Ihnen zu teilen. Eingerahmt von Musik wird es Gelegenheit geben, miteinander über diesen bedeutenden neuen Baustein am Bauwerk Wunderblutkirche ins Gespräch zu kommen.
In einem Wettbewerb setzte sich die japanische Künstlerin Leiko Ikemura mit Ihren Entwürfen und Vorstellungen zur Neugestaltung durch – ein mutiger und beeindruckender Gegenentwurf zu der vorhandenen Glaskunst der Kirche – wir setzen damit einen tiefen Fußabdruck unserer Zeit in die Baugeschichte von St. Nikolai. Finanziert wurde dieses Kunstwerk dankenswerterweise von der Sparkasse Prignitz und der Ostdeutschen Sparkassenstiftung.
Herzliche Einladung, am Pfingstmontag dabei zu sein, um sich selbst einen Eindruck von dem beeindruckenden Kunstwerk zu machen.
Christian Richter
Und im Anschluss: Himmlische Klänge unter prächtigem Fensterglas
Am Pfingstmontag um 17:00 Uhr hält die evangelische Kirchengemeinde Bad Wilsnack ein Orgelkonzert in der Wunderblutkirche für Einheimische und auch Besucher, die gerade in diesen Tagen in der Kurstadt weilen, bereit.
Gerade in einem so zeitlosen Raum, wie dem der Wunderblutkirche mit wunderbaren farbigsten Glasmalereien aus dem 15. Jahrhundert und den an diesem Tage der Öffentlichkeit freigegebenen neuen Glaskunstfenster der Japanerin Leiko Ikemura, in der Sakristei und der Kapelle wirken die Orgeltöne besonders eindrucksvoll.
Das Orgelkonzert spielt Christian Reishaus (Bad Wilsnack) u.a. mit Werken von J. S. Bach, D. Bedard, W.A. Mozart und C. Reishaus.
Anstelle eines Eintrittsgeldes wird eine angemessene Kollektenspende erbeten.
An der Wunderblutkirche fallen letzte Gerüste
In der nächsten Woche beginnt an der Wunderblutkirche in Bad Wilsnack der Abbau der letzten Gerüste. Danach müssen noch einige Befestigungslöcher geschlossen werden. Am 17. September, wenn die Brandenburger Sommerkonzerte in der Kurstadt gastieren, soll das Ende der Dach- und Hüllensanierung gefeiert werden. Leider werden dann die Kunstfenster in der Sakristei und der Wunderblutkapelle noch nicht eingebaut sein. Christian Richter, der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, der die Sanierung maßgeblich vorangetrieben hat, sagt: „Die Fenster wurden schon in der Spezialwerkstatt in Taunusstein gestaltet und sie sind wundervoll geworden, wie mir ein Besuch gezeigt hat. Doch die Künstlerin Leiko Ikemura ist erkrankt und konnte sie noch nicht abnehmen, deshalb verzögert sich der Einbau.“ Richter hofft aber , dass die Fenster noch in diesem Jahr eingebaut werden. Mit dem Fall der Gerüste enden siebenjährige Sanierungsarbeiten an der Wunderblutkirche, die vom Bund als Denkmal von nationaler Bedeutung eingestuft und gefördert wurde. Insgesamt 4,5 Millionen Euro flossen in die Erneuerung der Kirchenhülle. Neben Fördermitteln des Bundes war auch der Kirchenkreis Prignitz stark engagiert. Hinzu kamen Mittel der Landeskirche und Spenden von Privatpersonen. „Wir sind froh, dass die Arbeiten zu Ende gehen und uns die rasanten Kostensteigerungen nur am Ende noch gestreift haben. Sonst hätte es größere Probleme gegeben, vielleicht hätten wir sogar das Dach nicht komplett sanieren können, betont Richter. Ganz beendet sind die Arbeiten aber auch nach Einbau der Kunstglasfenster nicht, die Sakristei soll für kirchliche Nutzungen und Veranstaltungen hergerichtet werden. Neben Bestuhlung und Akustik wird es dabei auch um eine leichte Temperierung gehen. Infrarot-beheizte Bänke sollen es ermöglichen, die übliche Nutzungszeit von Mai bis September zu verlängern. Dort könnte es Lesungen, kleine Konzerte und Gesprächsrunden geben. Christian Richter, Jochen Purps, Vorsitzender des Fördervereins der Wunderblutkirche, und Frank Weber. den drei Ehrenamtlern, die stetig die Sanierung begleitet haben, kommt die Atempause gelegen, um Atem zu schöpfen und dann wieder kreativ werden zu können. Denn die Bemühungen um die Erneuerung des Kircheninneren gehen weiter. Auch wenn derzeit nicht klar ist, woher die vier bis fünf Millionen Euro dafür kommen sollen. Weder aus Politik noch aus der Denkmalpflege kommen bisher Signale, Mittel bereitzustellen. Dabei erwartet Richter gerade bei den Wänden des Kirchenschiffes viele Überraschungen. „Wo Übermalungen abgetragen wurden, sind wir eigentlich immer auf Malerei gestoßen“, erläutert Richter. Es geht ihm aber auch um die praktische Nutzbarkeit der Wunderblutkirche für die Kirchengemeinde. „Wir haben von den Gemeindegliedern aber auch vielen Besuchern große Dankbarkeit für die Sanierung und unser Engagement erhalten“, so Richter. Die Kirchengemeinde ist auf der Suche, Einnahmen und neue Nutzungskonzepte für den Sakralbau zu finden. Dies ist mit der Umnutzung des Inspektorenhauses und des Pilgercafés schon gelungen. Letzteres hat sich gut entwickelt und bietet auch einen Mehrwert für die Wunderblutkirche. Pilger und Besucher werden endlich bewirtet, was auch den Ruf der Wanderblutkirche als Pilger-, touristisches und kulturelles Ziel fördert. Pilgercafé begrüßt auch Wanderer am Zielpunkt ihrer TourÜberlegt wird angesichts der Energiediskussionen auch, ob das Kirchendach mit Solarzellen bestückt werden sollte, um Einnahmen zu erhalten. „Das wäre vom Anblick sicher gewöhnungsbedürftig, erscheint aber sinnvoller, als Photovoltaik auf Agrarflächen zu installieren, zumal die Ausrichtung des Daches ideal für diesen Zweck ist, erläutert der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates Überlegungen.
Bundesmittel für Innensanierung
Die Außensanierung der Wunderblutkirche in Bad Wilsnack wird in den nächsten Wochen beendet. Für die Restaurierung des Kirchenschiffes reichten die Bundesmittel aber bisher nicht. Nun stellt der Bund 240 000 Euro für die Innensanierung bereit. „Das Denkmalpflegeprogramm ,National wertvolle Kulturdenkmäler’ liefert die Mittel dazu“, teilte die Prignitzer Bundestagsabgeordnete Wiebke Papenbrock (SPD) mit, die Mitglied des Haushaltsausschusses ist. „Die Wunderblutkirche ist ein bedeutendes Kulturdenkmal weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus. Es ist deshalb eine sehr gute Nachricht, dass nun auch der Innenraum des Kirchengebäudes mit Bundesmitteln instand gesetzt werden kann. Ich gratuliere und danke den Verantwortlichen und allen Helferinnen und Helfern für ihren großen Einsatz, dieses besondere historische Bauwerk zu erhalten“, betonte die Bundestagsabgeordnete. Die Wunderblutkirche war einst einer der bekanntesten Wallfahrtsorte in Europa. Vielen ist sie deshalb auch als „Santiago des Nordens“ bekannt. Mit ihrem einladenden Café und der hübschen Grünanlage zieht die Kirche Besucher an, die in der Region ihren Urlaub verbringen. Zudem kommen jedes Jahr mehrere Tausend Pilger nach Bad Wilsnack.
Kirchenkreis Prignitz reduziert Stellen
Herbstsynode in Wittenberge stimmt auf härtere Zeiten ein: Zahl der Mitarbeiter wird in den nächsten Jahren sinken.
Ein Beitrag von Martina Kasprzak im Prignitzer vom 07.11.2022.
Die Mitgliederzahlen im Kirchenkreis Prignitz sinken jährlich um zwei bis drei Prozent. Am 31. Dezember 2021 waren es noch 20.952, ein Jahr zuvor 21.692 Mitglieder. Damit verringern sich auch die Einnahmen aus der Kirchensteuer. „Mit dieser muss der Kirchenkreis die Personalkosten bezahlen“, erklärt Pfarrer Alexander Bothe, Vorsitzender des Finanzausschusses, am Sonnabend auf der Herbstsynode in Wittenberge.
Kirchensteuer deckt Personalkosten nicht
Für das Jahr 2023 sind Personalkosten in Höhe von knapp 3,2 Millionen Euro eingeplant. Doch aus der Kirchensteuer bekommt der Kirchenkreis nur etwa 2,7 Millionen Euro. Zu wenig, um die Kosten bezahlen zu können. Noch kann der Kirchenkreis die Differenz ausgleichen. Aber es besteht Handlungsdruck.
„Wir haben zwei Möglichkeiten, entweder sparen wir ein oder müssen unsere Einnahmen erhöhen“, sagt Superintendentin Eva-Maria Menard. Der Strukturausschuss und der Finanzausschuss haben sich mit dieser Problematik befasst und stellten klar, dass bei den Personalkosten gespart werden muss. Das gehe nur mit einer Stellenreduzierung.
„Es wird kein Mitarbeiter, der jetzt im Kirchenkreis beschäftigt ist, entlassen. Es geht darum, frei werdende Stellen aufgrund von Ruhestand oder Wechsel nicht mehr neu zu besetzen“, erklärt die Superintendentin.
Aktuell sind im Kirchenkreis Prignitz 30,2 Stellen im Pfarrdienst besetzt, 5,17 Stellen in der Kirchenmusik, 7,9 Stellen im diakonisch-sozialpädagogischen Bereich sowie 4,35 Stellen in der Verwaltung. Das macht 47,62 Stellen.
Kürzungen in Bad Wilsnack und in Berge
Im Beschluss lag der Vorschlag einer Reduzierung auf 38,3 Stellen vor. Der Sollplan sieht für den gesamten Kirchenkreis demnach nur noch 23,75 Pfarrstellen, fünf in der Kirchenmusik, 6,25 Stellen im diakonisch-sozialpädagogischen Bereich sowie 3,3 Stellen in der Verwaltung vor. So soll es zum Beispiel im Pfarrdienst für Bad Wilsnack und Rühstädt, wo es derzeit jeweils eine Pfarrdienststelle gibt, nur noch jeweils eine halbe Stelle geben. In Berge-Neuhausen soll von einer vollen Stelle auf eine Dreiviertelstelle gekürzt werden.
Desweiteren wird Glöwen-Schönhagen nur noch mit einer halben Stelle besetzt, anstatt einer vollen. In Gulow soll keine Wiedereinstellung erfolgen, die Stelle wird gestrichen. In Perleberg bleibt es bei 1,5 Pfarrdienststellen. Doch die halbe Stelle in Perleberg wird künftig zusätzlich noch eine halbe Stelle in Uenze-Rosenhagen-Krampfer übernehmen. Dort ist derzeit eine Pfarrstelle besetzt.
In den Pfarrsprengeln Karstädt, Karstädt-Land, Lenzen-Lanz-Seedorf, Lindenberg-Buchholz, Meyenburg, Pritzwalk, Putlitz, Wittenberge-Land ist zunächst keine Reduzierung vorgesehen.
Kritische Nachfragen zum Personalabbau
Kommentarlos blieben diese Ankündigungen nicht. Es wurden Fragen gestellt: Was tue die Kirche gegen den Mitgliederschwund? Müsse man nicht mehr auf junge Leute zugehen? Auch die Gemeindepädagogik stärken? Sollte man nicht mehr Religionsunterricht machen?
Es sei zudem auffällig, dass die Stellenreduzierung hauptsächlich den ländlichen Raum betreffe. Doch gerade dort, wo die älteren Menschen leben, werde die kirchliche Arbeit benötigt, hieß es. Und dann noch die abschließende Frage: Warum müsse man in der heutigen, unsicheren Zeit überhaupt einen Sollstellenplan für mehrere Jahre aufstellen, könne man nicht abwarten?
Ein klares Nein der Superintendentin und des Finanzausschussvorsitzenden. Man müsse für die Zukunft planen. Das Ergebnis war deutlich: 63 Synodale stimmten für den Sollstellenplan, zwölf dagegen, sieben enthielten sich.