DIE NEUEN GLASFENSTER IN DER WUNDERBLUTKIRCHE BAD WILSNACK SCHAFFEN NEUE STIMMUNGEN. LEIKO IKEMURA

Filmreifes Spiel zwischen Licht und Schatten

Neue Glasfenster der Künstlerin Leiko Ikemura in der Wunderblutkirche übergeben

Ein Beitrag von Ronald Ufer im Prignitzer von 30.05.2023.

Mit sieben Glasfenstern der schweizerisch-japanischen Künstlerin Leiko Ikemura haben die Wunderblutkirche und die Prignitz einen neuen Anziehungspunkt erhalten. Es sind die ersten Glasarbeiten der renommierten Malerin, die weltweit ausstellt.
„Die Arbeiten schaffen eine Verbindung vom Mittelalter in die Gegenwart“, erläutert Christian Richter, der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates der Wunderblutkirche. „Wir hinterlassen für unsere Generation einen Fußabdruck in der langen Geschichte der Kirche.“ Gestern Nachmittag wurden die Fenster offiziell übergeben.
Die Fenster nehmen in der Wunderblutkapelle und der Sakristei den Charakter der jahrhundertealten Räume auf und fügen neue Stimmungen hinzu. „Ich habe eine Stunde in der Wunderblutkapelle gesessen und den Wechsel des Lichtes, das Spiel von Helligkeit und Schatten in den Fenstern verfolgt. Diese Veränderungen der Bilder waren wie ein Film“, schwärmt Richter.
Leiko Ikemura ließ sich bei den Fenstern von der Geschichte der Wunderblutkirche inspirieren. Der Brand, die von den Flammen unberührten Hostien, die Rolle als Pilgerkirche, Bruch durch die Reformation. Aber die Glasbilder öffnen auch den Blick in Gegenwart und Zukunft, sollen Betrachter zum Nachdenken anregen, was die Kirche und deren Historie heute sind und sein können, was Besucher an Eindrücken und Anregungen aus Bad Wilsnack mitnehmen.
Mit ihren sehr farbigen Arbeiten, die an die Traditionen der Kirche als Knotenpunkt in Nordeuropa anknüpfen und mit Kunstformen anderer Weltregionen wie Kalligraphie und kosmischen Darstellungen verbinden, hat sich Leiko Ikemura einstimmig gegen rund 20 weitere Künstler durchgesetzt.
Bis die Fenster ihren Weg in die Sakristei und die Wunderblutkapelle gefunden hatten, mussten Förderverein und Kirchengemeinde einen spannenden Weg gehen. „Vor sechs Jahren hat mich die Dombaumeisterin Regine Hartkopf während der Bauarbeiten abends in die Wunderblutkapelle eingeladen, hat zwei Kerzen entzündet vor kleinen bunten Glasscheiben. Die Wirkung war überwältigend. So wurde die Idee für die Glasfenster geboren“, erinnert sich Richter.


Finanzierung durch weites Netzwerk gesichert

Dank der gewachsenen Netzwerke wurden Partner gefunden. Denn von Anfang an war klar, dass die Finanzierung ein Schlüsselelement für die Umsetzung der Idee werden würde. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Prignitz, André Wormstädt, wurde schnell gewonnen. Er stellte auch den Kontakt zur Ostdeutschen Sparkassenstiftung her, die ebenfalls Mittel bereitstellte. Auch weitere Unterstützer wurden gefunden. Glaskunstexperte Ivo Rauch aus Koblenz unterstütze mit seinen Erfahrungen das Projekt.
Kirchengemeinde und Förderverein, Amt Bad Wilsnack/Weisen, der Landkreis, das Landesamt für Denkmalpflege und die Untere Denkmalbehörde, Sparkasse Prignitz, die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Landeskirche waren in der Jury vertreten für eine große Breite an Meinungen und Mitwirkungen.
„Leiko Ikemura kam dann zu uns, hat die Baulichkeiten, die Atmosphäre und das Lichtspiel in der Wunderblutkirche in sich aufgenommen“, erzählt Richter. Doch die Umsetzung, für die die traditionsreiche Firma Derix aus Taunusstein gewonnen wurde, verzögerte sich durch Corona und eine schwere Krankheit der Künstlerin um ein Jahr.
Eigentlich sollten die sieben Fenster bereits vor einem Jahr übergeben werden „Sie sind ein Abschluss der Außensanierung, bis zur Innensanierung wird es noch dauern“, so Richter. Er sieht die Glasarbeiten, die wohl bedeutendsten Werke zeitgenössischer Kunst in der Prignitz, als Baustein für die Tourismusentwicklung in der Region. Er hofft natürlich auch, dass sie mehr Besucher und Pilger in die Wunderblutkirche locken.

Leiko Ikemura, Foto: Christian Richter
Leiko Ikemura und Hannes Langbein, Kulturbeauftragter der Evangelischen Landeskirche Berlin/ Brandenburg Oberschlesische Lausitz, Foto: Christian Richter