Oktober 2023

Rückblick auf das 20. Pilgerfest

Schön war`s gewesen, das Pilgerfest in diesem Jahr. War es diesmal das schönste Pilgerfest? Ja, möchte ich antworten und muss zugeben, dass ich in jedem Jahr das Gefühl habe, in diesem Jahr sei das Pilgerfest besonders gelungen, ganz einmalig und sehr besonders gewesen. Woran liegt das? An den vielen zufriedenen und glücklichen Gesichter, die man auf dem Fest sieht? An der guten ausgewogenen Mischung aus Gewohntem und Neuem? Mittelalter trifft Moderne? An der stimmigen Atmosphäre unter den alten Bäumen, wo das Sonnenlicht langsam über den Platz wandert und zum Abend verschwindet, um vom Kerzenschein abgelöst zu werden? Am Pilgertheater, von dem es nur die eine Aufführung gibt, bis im nächsten Jahr das Stück ganz anders daherkommt? Am üppigen Kuchenbuffet und den anderen leckeren Speisen und Getränken? Daran, dass alle Generationen mitmachen und sich wiederfinden in den Angeboten?

Das alles ganz bestimmt und noch viel mehr, doch da ist noch etwas anderes, was das Pilgerfest so besonders macht. Es sind die vielen Räder und Rädchen, die ineinandergreifen müssen, damit das Fest so harmonisch und stimmig wird. Die Vorbereitungen fangen im Frühjahr an, 10 verschiedene Gruppen stimmen sich via Messenger-Diensten ab, geschickt moderiert von Martina. Ilka jongliert die Marktstände, im Vereinsvorstand sprechen wir darüber, wer zum Markt passt und wen wir lieber nicht einladen wollen. Die Theatergruppe trifft sich einmal in der Woche zur Probe, Bärbel ist in jedem Jahr umso nervöser, je näher der Termin der Aufführung rückt. Lutz organisiert den Aufbau der Markstände, in jedem Jahr nicht nur eine schweißtreibende, sondern große Geduld erfordernde Aufgabe (wir suchen aber jetzt nach einem passenden Ersatz für die alten Stände). Der städtische Wirtschaftshof mäht den Rasen vor dem Fest, transportiert Biertische & Co an Ort und Stelle und unterstützt beim Aufbau der Theaterbühne. Parallel machen sich die vielen Menschen hinter den Marktständen im Vorfeld Gedanken, was sie anbieten und wie sie sich passend zum Fest präsentieren wollen. Die Gewerbetreibenden stiften viele Preise und Geld für die Tombola. Einige Vereinsmitglieder kommen aus der Ferne extra zum Fest angereist, um mit anzufassen – nicht nur am Festtag selbst sondern auch in der Vor- und Nachbereitung. Kaffee- und Kuchenpreise werden in jedem Jahr im Vorstand diskutiert – wollen wir etwas höher gehen, was bleibt für alle erschwinglich, was war zu günstig im vergangenen Jahr? Einsatzpläne werden geschrieben, Kuchenspenden zusammen telefoniert, und die Ordnung der Marktstände wird gut überlegt.

Am Ende geben alle ihr Bestes, keiner versucht andere zu übertrumpfen, liebevolle Momente und Begegnungen nehmen ihren Lauf….so schön ist`s auch diesmal wieder gewesen: Großer Dank an alle, die mitgemacht und unterstützt haben!

Jochen Purps für den Vorstand des Fördervereins

P.S. Im nächsten Jahr findet das Pilgerfest am 17. August statt!

 

 

Rekonstruktion“ der Wilsnacker Kirche durch Detlev von Olk

Wilsnack in Europa – Wissenschaftliche Tagung im Jahr zur Baukultur

Im September trafen sich über 20 Referierende zu einer dreitägigen Tagung in der Elbtalklinik und in der Wunderblutkirche. Die Tagung war in drei Vortragseinheiten zur Wallfahrtsgeschichte, zur Baugeschichte und Archäologie und zur Ausstattungsgeschichte der Kirche gegliedert.  In den vergangenen drei Jahrzehnten hat die Forschung zum Wilsnacker Wallfahrtsgeschehen deutlich zugenommen. Die Referate boten zum Teil einen Überblick über größere Zusammenhänge wie die Wallfahrt des dänischen Königshauses im 15. und 16. Jahrhundert nach Wilsnack, die bisher noch nicht veröffentlich worden sind. In Wilsnack wurde nicht nur gebetet, sondern auch hohe Politik zwischen Fürsten- und Königshäusern gemacht. Professor Janke aus Kopenhagen zeigte dies am Beispiel der Fürstentage unter Beteiligung des dänischen Königshauses in Wilsnack in der Mitte der 15. Jahrhunderts eindrücklich auf. Mehrere Vorträge konzentrierten sich auf Details zur Ausstattung wie den Schnitzaltar im Hohen Chor, die Prunksärge oder die Datierung der Skulptur des Heiligen Olavs, die Gordon Thalman im Perleberger Krankenhaus (!) mit einer Computertomographie vornehmen ließ. Besonders eindrücklich war die „Rekonstruktion“ der Wilsnacker Kirche durch Detlev von Olk, wenn sie – wie von den damaligen BaumeisterInnen geplant – vollendet worden wäre.

Der Abschluss der Tagung fand stimmungsvoll in der Kirche statt. Der Förderverein hatte das Abendessen im Kerzenschein in der Kirche ausgerichtet, was den 70 Teilnehmenden in guter Erinnerung bleiben wird. Die Tagungsbeiträge sollen in einem Arbeitsheft des Landesamtes für Denkmalpflege im Jahr 2025 veröffentlicht werden.

Jochen Purps