Kirchenkreis Prignitz reduziert Stellen

Herbstsynode in Wittenberge stimmt auf härtere Zeiten ein: Zahl der Mitarbeiter wird in den nächsten Jahren sinken. 

Ein Beitrag von Martina Kasprzak im Prignitzer vom 07.11.2022.

Die Mitgliederzahlen im Kirchenkreis Prignitz sinken jährlich um zwei bis drei Prozent. Am 31. Dezember 2021 waren es noch 20.952, ein Jahr zuvor 21.692 Mitglieder. Damit verringern sich auch die Einnahmen aus der Kirchensteuer. „Mit dieser muss der Kirchenkreis die Personalkosten bezahlen“, erklärt Pfarrer Alexander Bothe, Vorsitzender des Finanzausschusses, am Sonnabend auf der Herbstsynode in Wittenberge.

Kirchensteuer deckt Personalkosten nicht

Für das Jahr 2023 sind Personalkosten in Höhe von knapp 3,2 Millionen Euro eingeplant. Doch aus der Kirchensteuer bekommt der Kirchenkreis nur etwa 2,7 Millionen Euro. Zu wenig, um die Kosten bezahlen zu können. Noch kann der Kirchenkreis die Differenz ausgleichen. Aber es besteht Handlungsdruck.
„Wir haben zwei Möglichkeiten, entweder sparen wir ein oder müssen unsere Einnahmen erhöhen“, sagt Superintendentin Eva-Maria Menard. Der Strukturausschuss und der Finanzausschuss haben sich mit dieser Problematik befasst und stellten klar, dass bei den Personalkosten gespart werden muss. Das gehe nur mit einer Stellenreduzierung.
„Es wird kein Mitarbeiter, der jetzt im Kirchenkreis beschäftigt ist, entlassen. Es geht darum, frei werdende Stellen aufgrund von Ruhestand oder Wechsel nicht mehr neu zu besetzen“, erklärt die Superintendentin.
Aktuell sind im Kirchenkreis Prignitz 30,2 Stellen im Pfarrdienst besetzt, 5,17 Stellen in der Kirchenmusik, 7,9 Stellen im diakonisch-sozialpädagogischen Bereich sowie 4,35 Stellen in der Verwaltung. Das macht 47,62 Stellen.

Kürzungen in Bad Wilsnack und in Berge

Im Beschluss lag der Vorschlag einer Reduzierung auf 38,3 Stellen vor. Der Sollplan sieht für den gesamten Kirchenkreis demnach nur noch 23,75 Pfarrstellen, fünf in der Kirchenmusik, 6,25 Stellen im diakonisch-sozialpädagogischen Bereich sowie 3,3 Stellen in der Verwaltung vor. So soll es zum Beispiel im Pfarrdienst für Bad Wilsnack und Rühstädt, wo es derzeit jeweils eine Pfarrdienststelle gibt, nur noch jeweils eine halbe Stelle geben. In Berge-Neuhausen soll von einer vollen Stelle auf eine Dreiviertelstelle gekürzt werden.
Desweiteren wird Glöwen-Schönhagen nur noch mit einer halben Stelle besetzt, anstatt einer vollen. In Gulow soll keine Wiedereinstellung erfolgen, die Stelle wird gestrichen. In Perleberg bleibt es bei 1,5 Pfarrdienststellen. Doch die halbe Stelle in Perleberg wird künftig zusätzlich noch eine halbe Stelle in Uenze-Rosenhagen-Krampfer übernehmen. Dort ist derzeit eine Pfarrstelle besetzt.
In den Pfarrsprengeln Karstädt, Karstädt-Land, Lenzen-Lanz-Seedorf, Lindenberg-Buchholz, Meyenburg, Pritzwalk, Putlitz, Wittenberge-Land ist zunächst keine Reduzierung vorgesehen.

Kritische Nachfragen zum Personalabbau

Kommentarlos blieben diese Ankündigungen nicht. Es wurden Fragen gestellt: Was tue die Kirche gegen den Mitgliederschwund? Müsse man nicht mehr auf junge Leute zugehen? Auch die Gemeindepädagogik stärken? Sollte man nicht mehr Religionsunterricht machen?
Es sei zudem auffällig, dass die Stellenreduzierung hauptsächlich den ländlichen Raum betreffe. Doch gerade dort, wo die älteren Menschen leben, werde die kirchliche Arbeit benötigt, hieß es. Und dann noch die abschließende Frage: Warum müsse man in der heutigen, unsicheren Zeit überhaupt einen Sollstellenplan für mehrere Jahre aufstellen, könne man nicht abwarten?
Ein klares Nein der Superintendentin und des Finanzausschussvorsitzenden. Man müsse für die Zukunft planen. Das Ergebnis war deutlich: 63 Synodale stimmten für den Sollstellenplan, zwölf dagegen, sieben enthielten sich.