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An der Wunderblutkirche fallen letzte Gerüste

In der nächsten Woche beginnt an der Wunderblutkirche in Bad Wilsnack der Abbau der letzten Gerüste. Danach müssen noch einige Befestigungslöcher geschlossen werden. Am 17. September, wenn die Brandenburger Sommerkonzerte in der Kurstadt gastieren, soll das Ende der Dach- und Hüllensanierung gefeiert werden. Leider werden dann die Kunstfenster in der Sakristei und der Wunderblutkapelle noch nicht eingebaut sein. Christian Richter, der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, der die Sanierung maßgeblich vorangetrieben hat, sagt: „Die Fenster wurden schon in der Spezialwerkstatt in Taunusstein gestaltet und sie sind wundervoll geworden, wie mir ein Besuch gezeigt hat. Doch die Künstlerin Leiko Ikemura ist erkrankt und konnte sie noch nicht abnehmen, deshalb verzögert sich der Einbau.“ Richter hofft aber , dass die Fenster noch in diesem Jahr eingebaut werden. Mit dem Fall der Gerüste enden siebenjährige Sanierungsarbeiten an der Wunderblutkirche, die vom Bund als Denkmal von nationaler Bedeutung eingestuft und gefördert wurde. Insgesamt 4,5 Millionen Euro flossen in die Erneuerung der Kirchenhülle. Neben Fördermitteln des Bundes war auch der Kirchenkreis Prignitz stark engagiert. Hinzu kamen Mittel der Landeskirche und Spenden von Privatpersonen. „Wir sind froh, dass die Arbeiten zu Ende gehen und uns die rasanten Kostensteigerungen nur am Ende noch gestreift haben. Sonst hätte es größere Probleme gegeben, vielleicht hätten wir sogar das Dach nicht komplett sanieren können, betont Richter. Ganz beendet sind die Arbeiten aber auch nach Einbau der Kunstglasfenster nicht, die Sakristei soll für kirchliche Nutzungen und Veranstaltungen hergerichtet werden. Neben Bestuhlung und Akustik wird es dabei auch um eine leichte Temperierung gehen. Infrarot-beheizte Bänke sollen es ermöglichen, die übliche Nutzungszeit von Mai bis September zu verlängern. Dort könnte es Lesungen, kleine Konzerte und Gesprächsrunden geben. Christian Richter, Jochen Purps, Vorsitzender des Fördervereins der Wunderblutkirche, und Frank Weber. den drei Ehrenamtlern, die stetig die Sanierung begleitet haben, kommt die Atempause gelegen, um Atem zu schöpfen und dann wieder kreativ werden zu können. Denn die Bemühungen um die Erneuerung des Kircheninneren gehen weiter. Auch wenn derzeit nicht klar ist, woher die vier bis fünf Millionen Euro dafür kommen sollen. Weder aus Politik noch aus der Denkmalpflege kommen bisher Signale, Mittel bereitzustellen. Dabei erwartet Richter gerade bei den Wänden des Kirchenschiffes viele Überraschungen. „Wo Übermalungen abgetragen wurden, sind wir eigentlich immer auf Malerei gestoßen“, erläutert Richter. Es geht ihm aber auch um die praktische Nutzbarkeit der Wunderblutkirche für die Kirchengemeinde. „Wir haben von den Gemeindegliedern aber auch vielen Besuchern große Dankbarkeit für die Sanierung und unser Engagement erhalten“, so Richter. Die Kirchengemeinde ist auf der Suche, Einnahmen und neue Nutzungskonzepte für den Sakralbau zu finden. Dies ist mit der Umnutzung des Inspektorenhauses und des Pilgercafés schon gelungen. Letzteres hat sich gut entwickelt und bietet auch einen Mehrwert für die Wunderblutkirche. Pilger und Besucher werden endlich bewirtet, was auch den Ruf der Wanderblutkirche als Pilger-, touristisches und kulturelles Ziel fördert. Pilgercafé begrüßt auch Wanderer am Zielpunkt ihrer TourÜberlegt wird angesichts der Energiediskussionen auch, ob das Kirchendach mit Solarzellen bestückt werden sollte, um Einnahmen zu erhalten. „Das wäre vom Anblick sicher gewöhnungsbedürftig, erscheint aber sinnvoller, als Photovoltaik auf Agrarflächen zu installieren, zumal die Ausrichtung des Daches ideal für diesen Zweck ist, erläutert der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates Überlegungen.

Bundesmittel für Innensanierung

Die Außensanierung der Wunderblutkirche in Bad Wilsnack wird in den nächsten Wochen beendet. Für die Restaurierung des Kirchenschiffes reichten die Bundesmittel aber bisher nicht. Nun stellt der Bund 240 000 Euro für die Innensanierung bereit. „Das Denkmalpflegeprogramm ,National wertvolle Kulturdenkmäler’ liefert die Mittel dazu“, teilte die Prignitzer Bundestagsabgeordnete Wiebke Papenbrock (SPD) mit, die Mitglied des Haushaltsausschusses ist. „Die Wunderblutkirche ist ein bedeutendes Kulturdenkmal weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus. Es ist deshalb eine sehr gute Nachricht, dass nun auch der Innenraum des Kirchengebäudes mit Bundesmitteln instand gesetzt werden kann. Ich gratuliere und danke den Verantwortlichen und allen Helferinnen und Helfern für ihren großen Einsatz, dieses besondere historische Bauwerk zu erhalten“, betonte die Bundestagsabgeordnete. Die Wunderblutkirche war einst einer der bekanntesten Wallfahrtsorte in Europa. Vielen ist sie deshalb auch als „Santiago des Nordens“ bekannt. Mit ihrem einladenden Café und der hübschen Grünanlage zieht die Kirche Besucher an, die in der Region ihren Urlaub verbringen. Zudem kommen jedes Jahr mehrere Tausend Pilger nach Bad Wilsnack.

Kirchenkreis Prignitz reduziert Stellen

Herbstsynode in Wittenberge stimmt auf härtere Zeiten ein: Zahl der Mitarbeiter wird in den nächsten Jahren sinken. 

Ein Beitrag von Martina Kasprzak im Prignitzer vom 07.11.2022.

Die Mitgliederzahlen im Kirchenkreis Prignitz sinken jährlich um zwei bis drei Prozent. Am 31. Dezember 2021 waren es noch 20.952, ein Jahr zuvor 21.692 Mitglieder. Damit verringern sich auch die Einnahmen aus der Kirchensteuer. „Mit dieser muss der Kirchenkreis die Personalkosten bezahlen“, erklärt Pfarrer Alexander Bothe, Vorsitzender des Finanzausschusses, am Sonnabend auf der Herbstsynode in Wittenberge.

Kirchensteuer deckt Personalkosten nicht

Für das Jahr 2023 sind Personalkosten in Höhe von knapp 3,2 Millionen Euro eingeplant. Doch aus der Kirchensteuer bekommt der Kirchenkreis nur etwa 2,7 Millionen Euro. Zu wenig, um die Kosten bezahlen zu können. Noch kann der Kirchenkreis die Differenz ausgleichen. Aber es besteht Handlungsdruck.
„Wir haben zwei Möglichkeiten, entweder sparen wir ein oder müssen unsere Einnahmen erhöhen“, sagt Superintendentin Eva-Maria Menard. Der Strukturausschuss und der Finanzausschuss haben sich mit dieser Problematik befasst und stellten klar, dass bei den Personalkosten gespart werden muss. Das gehe nur mit einer Stellenreduzierung.
„Es wird kein Mitarbeiter, der jetzt im Kirchenkreis beschäftigt ist, entlassen. Es geht darum, frei werdende Stellen aufgrund von Ruhestand oder Wechsel nicht mehr neu zu besetzen“, erklärt die Superintendentin.
Aktuell sind im Kirchenkreis Prignitz 30,2 Stellen im Pfarrdienst besetzt, 5,17 Stellen in der Kirchenmusik, 7,9 Stellen im diakonisch-sozialpädagogischen Bereich sowie 4,35 Stellen in der Verwaltung. Das macht 47,62 Stellen.

Kürzungen in Bad Wilsnack und in Berge

Im Beschluss lag der Vorschlag einer Reduzierung auf 38,3 Stellen vor. Der Sollplan sieht für den gesamten Kirchenkreis demnach nur noch 23,75 Pfarrstellen, fünf in der Kirchenmusik, 6,25 Stellen im diakonisch-sozialpädagogischen Bereich sowie 3,3 Stellen in der Verwaltung vor. So soll es zum Beispiel im Pfarrdienst für Bad Wilsnack und Rühstädt, wo es derzeit jeweils eine Pfarrdienststelle gibt, nur noch jeweils eine halbe Stelle geben. In Berge-Neuhausen soll von einer vollen Stelle auf eine Dreiviertelstelle gekürzt werden.
Desweiteren wird Glöwen-Schönhagen nur noch mit einer halben Stelle besetzt, anstatt einer vollen. In Gulow soll keine Wiedereinstellung erfolgen, die Stelle wird gestrichen. In Perleberg bleibt es bei 1,5 Pfarrdienststellen. Doch die halbe Stelle in Perleberg wird künftig zusätzlich noch eine halbe Stelle in Uenze-Rosenhagen-Krampfer übernehmen. Dort ist derzeit eine Pfarrstelle besetzt.
In den Pfarrsprengeln Karstädt, Karstädt-Land, Lenzen-Lanz-Seedorf, Lindenberg-Buchholz, Meyenburg, Pritzwalk, Putlitz, Wittenberge-Land ist zunächst keine Reduzierung vorgesehen.

Kritische Nachfragen zum Personalabbau

Kommentarlos blieben diese Ankündigungen nicht. Es wurden Fragen gestellt: Was tue die Kirche gegen den Mitgliederschwund? Müsse man nicht mehr auf junge Leute zugehen? Auch die Gemeindepädagogik stärken? Sollte man nicht mehr Religionsunterricht machen?
Es sei zudem auffällig, dass die Stellenreduzierung hauptsächlich den ländlichen Raum betreffe. Doch gerade dort, wo die älteren Menschen leben, werde die kirchliche Arbeit benötigt, hieß es. Und dann noch die abschließende Frage: Warum müsse man in der heutigen, unsicheren Zeit überhaupt einen Sollstellenplan für mehrere Jahre aufstellen, könne man nicht abwarten?
Ein klares Nein der Superintendentin und des Finanzausschussvorsitzenden. Man müsse für die Zukunft planen. Das Ergebnis war deutlich: 63 Synodale stimmten für den Sollstellenplan, zwölf dagegen, sieben enthielten sich.