Roy Hartung
Roy Hartung wollte schon immer Musik in einer Kirche spielen. Am Wochenende veranstaltete er eine House- und Techno-Party in der Wunderblutkirche Bad Wilsnack. (Foto: Martina Kasprzak)

Elektronische Musik im Zusammenspiel mit jahrhundertealtem Kirchengemäuer

Ein Beitrag von Martina Kasprzak im Prignitzer vom 29. April.

Techno, Rave, House an einem außergewöhnlichen Ort. In der Nacht zum Sonntag stand die Wunderblutkirche in Bad Wilsnack ganz im Zeichen dieser Musik.

Außergewöhnliche Klänge in der Wunderblutkirche Bad Wilsnack. In der Nacht zu Sonntag stieg erstmals eine Techno-, Rave- und House-Party in dem Gotteshaus. Veranstalter Roy Hartung hatte zum Sanctum geladen. Das Event erfreute sich großen Andrangs, war ausverkauft. Mehr als 800 Besucher unterschiedlichsten Alters und Mitwirkende wollten sich das Spektakel in dieser beeindruckenden Location in der Innenstadt nicht entgehen lassen.  

Rave, Techno und House auf zwei Floors von neun DJs

Auf zwei Floors und von neun DJs wurden die Besucher mit Bässen  beschallt, die Lichtershow sei beeindruckend gewesen. Bis 5.30 Uhr in der Früh hat sich die Wunderblutkirche in einen Rave-, House- und Techno-Tempel verwandelt. Die Besucher kamen nicht nur aus der Prignitz, dieses Event hat eine Ausstrahlung weit über die Kreisgrenze bis nach Rathenow, Schwerin oder Oranienburg.

„Unser Konzept ging auf. Leute standen auch mal draußen am Bierwagen, dann kamen sie wieder rein. Wir hatten nie das Gefühl, dass es in der Kirche zu eng war, auch wenn es auf den Floors voll war“, so Hartung. 

Er selbst schwärmt noch am Montagvormittag. „Es war beeindruckend in der Kirche zu spielen.“ Das Zusammenspiel von elektronischer Musik, Lichterhow in einem alten Kirchengemäuer, sei für Hartung, der selbst ab 23 Uhr aufgelegt hat, das wichtigste gewesen. 

Idee kam von Bad Wilsnacks Pfarrerin Anna Trapp

Die Idee zu dieser außergewöhnlichen Veranstaltung hat Pfarrerin Anna Trapp gehabt. „Wir wollen die Kirche für jeden öffnen. Die Kirche soll ein Ort sein, an dem sich Menschen treffen. Mit diesem Event machen Menschen den ersten Schritt, um zu uns zu finden“, so Anna Trapp in rbb aktuell. Menschen ließen vielleicht so gegenüber der Kirche ihre Vorurteile fallen. Die Kirche selbst könne damit in die Gesellschaft wirken.

„Es gab im Gemeindekirchenrat Diskussionen, wir haben uns vollständig dafür entschieden. Jeder, der mit uns darüber vorher hätte reden wollen, warum wir ein solches Event in der Wunderblutkirche zulassen, hätte zu uns kommen können. Aber es ist niemand vorher zu uns gekommen“, sagt Christian Richter, der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates Bad Wilsnack.

Nichts kaputt gegangen, Kirche aufgeräumt verlassen

„Es war eine gelungene Veranstaltung. Wir haben die Kirche noch am selben Tag sauber und aufgeräumt vorgefunden. Es ist auch nichts kaputtgegangen. Es ist wirklich gut gelaufen“, so Richter. Dass es Kritiker gebe, sei normal. Ganz provokant gefragt: Was hat ein Bierglas auf dem Taufbecken zu suchen? „Das Taufbecken hatten wir abgesichert. Was heilig ist, muss heilig bleiben“, erklärte Hartung. Der prunkvolle Altar war für Besucher gar nicht zu erreichen. Der Bereich direkt davor war für die Musikanlage abgesperrt, sodass dort nur die DJs hingekommen sind.

„Wir haben keine Beschwerden vorliegen. Es war im Vorfeld mit dem Veranstalter alles klar geregelt“, sagt Bad Wilnacks Ordnungamtsleiter Gerald Neu am Montagvormittag. Es sei auch alles friedlich abgelaufen. Messungen habe das Ordnungsamt nicht vorgenommen. Auch da sei alles im Vorfeld geklärt gewesen.

„Wir haben die Eingänge mit Stoff verkleidet, sodass kein Schall nach draußen dringt“, erklärte Hartung, der die gute Zusammenarbeit mit dem Amt nicht unerwähnt lassen möchte. Das alte Gemäuer der Pilgerkirche schlucke zudem sehr viel Lautstärke. 

Roy Hartung erfüllte sich mit diesem Event einen Traum

„Ich habe mir mit diesem Event einen Traum erfüllt. Ich wollte schon immer in einer Kirche spielen“, so Roy Hartung, der seit 30 Jahren selbst Musik macht. Die ersten Kontakte und Ideenentwicklung dazu hatten Hartung und Trapp schon vor der Corona-Pandemie. „Natürlich gibt es das ein oder andere, wenn ich dieses Event in der Wunderblutkirche noch einmal machen darf oder kann, das man noch verbessern kann. Aber für das erste Mal ist es aus meiner Sicht super gelaufen“, zieht Hartung sein Fazit.